Ein frischer Wind wehte in diesem Jahr auf dem Scheersberg. Viele neue, junge und trotz des kalten, herbstlich-nassen Wetters vor allem fröhliche Gesichter, auch bei der Mitgliederversammlung der LAG Folk. Auf gleich vier Posten konnte der Vorstand problemlos mit Sigi Siemsen (Eckernförde), Gertraud Kriegenhofer (Flensburg), Hinrich Langeloh (Hamburg) und Jens-P. Müller (Lübeck) neu besetzt werden. In Abwandlung des beliebten Spruches "Es gibt viel zu tun, packen wir's an" gilt für die LAG im Jahre 2001: "Es wird viel getan, machen wir weiter so." In solch einer beneidenswerten Situation ist es wirklich eine Ehre, den Vorsitz zu übernehmen. Das Besondere nämlich: alle ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder arbeiten in einigen Schwerpunktbereichen weiter. Das LAG-Team wächst! Ein großes Dankeschön an den ehemaligen 1. Vorsitzenden Jörg Geschke für acht Jahre Vorstandsarbeit sowie an Sabine Thess, Bernd Künzer und Manfred Kerl.

Sechs Tage nach den Neuwahlen traf sich der neue Vorstand schon in Eckernförde zur ersten Sitzung: Jens-P. Müller (1. Vorsitzender), Susanne Kalweit (2. Vorsitzende, Geschäftsführung), Hinrich Langeloh (Beisitzer, Kassenwart), Johanna Kastendieck (Beisitzerin), Gertraud Kriegenhofer (Beisitzerin), Sigi Siemsen (Beisitzerin). Besonderes Augenmerk wollen wir in den nächsten Monaten auf die Aktualisierung und Erweiterung unserer Homepage im Internet, auf die Aufarbeitung des Foto- und CD-Archivs sowie auf Regionalarbeit und Jugendförderung legen. Zum letzten Punkt gibt es schon einen ersten Vorstandsbeschluss (vorbehaltlich der Zustimmung in der nächsten Mitgliederversammlung): Jugendliche bis 18 Jahren können für einen Jahresbeitrag von 20,-DM (10 Euro) Mitglied der LAG werden. Ab 2002 gelten ansonsten bei der Umstellung auf den EURO gemäß dem Beschluss der jetzigen Mitgliederversammlung die Sätze: 25 Euro (vorher 45,-DM) für Einzel- und Fördermitglieder und 30 Euro (vorher 60,-DM) für Veranstalter. Unterlagen für Neu-Mitgliedschaften können übrigens bei Susanne Kalweit angefordert werden.

Das nächste Scheersberg-Treffen wird wieder zu Pfingsten, wenn es die Finanzierung erlaubt, auch wieder bis Pfingstmontag über die Bühnen gehen. Erstmalig gab es in diesem Jahr als sogenannte "Fensterveranstaltung" ein Doppelkonzert in der Söruper Kirche. Der Hausherr Pastor Krull begrüßte mit dem Psalm 33: "...danket dem Herrn mit Harfen, mit den "Mollies" und mit "Tidelipom"." Die Folk-Gemeinde in der vollbesetzten Kirche dankte ihrerseits mit Beifallsstürmen und "Standing Ovations" den beiden Gruppen.

Im Auswertungsgespräch am Montag, an dem ebenfalls reges Interesse herrschte, wurden Weichen für das Jahr 2002 gestellt. "Vielfalt Folk" oder "Folk ist bunt" könnte das multikulturelle Motto lauten. Das Team Ehlers/Geschke hat sich schon Haugaard & Hoirup vor allem als herausragende Workshopleiter wieder gesichert und soll, so der Wunsch, auch zu anderen bewährten WorkshopleiterInnen wieder Kontakt aufnehmen. Bei all den vielen Ideen wurde deutlich, dass das Scheersberg-Treffen aufgrund der räumlichen und organisatorischen Kapazitäten nicht alles leisten kann, was man sich wünscht: z.B. weder Ausweitung der Workshopangebote noch Differenzierung in Anfänger- und Fortgeschrittenengruppen. Darüber kann in Einzelfällen nachgedacht werden. Viele betonten allerdings gerade das gemeinsame Lernen von TeilnehmerInnen mit unterschiedlichen Erfahrungsbereichen als angenehmen Aspekt des Scheersberg-Konzepts, und die Begegnung von Jugendlichen und älteren Folkies wurde ebenfalls als äußerst positiv und entwicklungswürdig gewertet. Die Konzerte der Jugendband aus Gotland "Tidelipom", zum Teil gemeinsam mit den Tønträgern (s. S. ?), der "Schrägen Vögel" und der Geigen- und Straßenmusikkinder waren musikalische Höhepunkte, die eine breite Resonanz in der regionalen und überregionalen Presse erfuhren. Das "Flensburger Tageblatt" titelte: "Folk satt setzte Regen matt". Na, wenn das keine sonnigen Aussichten sind!

Hamburg / Poyenberg. Von den vier Bands, deren Ableben in der letzten Ausgabe stand, melden zwei ihre Wiederauferstehung: never-the-less aus Hamburg haben beschlossen, doch weiterzumachen. U. a. spielen sie auf dem "Irish Folk Open Air" in Poyenberg am 30. Juni zusammen mit The Sally Gardens. Außerdem tritt dort die Tanzgruppe Feel the Feet auf, und es gibt einen Markt mit Spezialitäten aus neun Ländern. Das Irish Folk Open Air wird vom Bully Club Poyenberg veranstaltet und beginnt um 20.30 Uhr. Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt, Erwachsene zahlen DM 12,-. Vorbestellung bei Günter Bolten, Tel. 04877 / 374, Fax 285. Ach ja, und Poyenberg liegt zwischen Neumünster und Itzehoe.

Bad Segeberg. Vom 21. bis 28. Juli findet in Bad Segeberg das European People Festival statt. Dieses Festival wird jedes Jahr von einem anderen Land ausgerichtet. Es kommen Gruppen aus allen EG-Ländern. Folk Train sind schon mehrfach als Vertreter Deutschlands dabei gewesen und haben, wie Siegfrid Dobat berichtet, Superauftritte gehabt. Auch in Segeberg werden sie voraussichtlich auftreten. Dort gibt es die ganze Woche durch Konzerte und Aufführungen. Besonders die Iren und Schotten sind immer mit tollen Gruppen vertreten. Es lohnt sich also, mal hinzufahren. Das genaue Programm liegt noch nicht vor, kann aber bei Siegfrid Dobat, Tel. 0451 / 4 52 45, oder per eMail unter folktrain@aol.com erfragt werden.

Sehestedt. Scottish Highland Games in Schleswig-Holstein! Nicht nur archaische Sportarten wie Baumstammwerfen (tossing the caber), Steinstoßen (shot put) und Tauziehen (tug o war) kann man am 29. Juli ab 11 Uhr in Sehestedt am Kanal erleben, sondern auch eine echte Dudelsackband, die Uddingston Strathclyde Pipe Band. (Sie ist am 1. August noch einmal auf dem Aschberg zu hören.) Daneben gibt es für das Publikum genügend Möglichkeiten, sich selbst zu betätigen. Für die weniger strengen Töne sorgen nachmittags ab 15 Uhr Mickle a Do aus Rendsburg, das Feuerwehrorchester Borgstedt und der Sehestedter Posaunenchor Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Die Kontakte der Gemeinde Sehestedt nach Schottland gehen auf ein Unglück von 1974 zurück, als sechs schottische Fallschirmjäger im Nord-Ostsee-Kanal ertranken. Zwischen deren Angehörigen und Freunden, vor allem aus Uddingston, einer kleinen Gemeinde außerhalb von Glasgow, und vielen Sehestedter Bürgern entwickelten sich dauerhafte Beziehungen, die jetzt in die Idee zu den Sehestedter Highland Games mündeten. Weitere Informationen gibt Ortwin Fedders, Tel. 04351 / 1259, oder auch ein Blick ins Internet unter http://www.sehestedt-eider.de.

LÜBECK. Das Hafenfest in Lübeck wird folklich aufgewertet. Vom 31. August bis 2. September ist auf drei Bühnen in Lübeck und Travemünde jeweils von 11.00 - 20.00 Uhr ein internationales Shanty- und Seasong-Festival zu erleben. Eingeladen sind u.a. Cztery Refy (Polen), Forebitters (Dänemark), Ship`n Whales (Norwegen), Harmony for Riga (Lettland), Rocky River Bush Band (Australien), Priem, Blind Man's Buff. Näheres zum Programm beim Bereich Kultur der Stadt Lübeck, Tel. 0451 / 122 41 02.

Eddelak. Auch die Nachrichten um die Auflösung der Gruppe FolkSampler aus Dithmarschen können zum Glück schon wieder korrigiert werden. Zwar hat der beruflich bedingte Weggang von Ralf Winter, dessen Stimme nach wie vor nicht ersetzt werden konnte, eine große Lücke in die Gruppe gerissen, aber es gibt zwei Neuzugänge: Einmal "Ingo2" mit Oldtime 5string Banjo und irischer Konzertina ("Ingo2" deshalb, weil es schon mal einen Ingo als Gründungsmitglied in der Gruppe gab) und Astrid mit interessanter Singstimme. Sie ergänzen die 'alten' FolkSampler Jürgen (Flöten, Mundharmonika, Bodhran, Gitarre, Gesang), Wolf (Mandoline, Dobro, Gitarre, Gesang) und Uli (Akkordeon, Gitarre, Gesang). Es wird allerdings wohl dieses Jahr ins Land gehen, bis sie wieder ein abendfüllendes Programm erarbeitet haben. Aus diesem Grunde hat Wolf seine Pläne, ein regelmäßiges Musikertreffen in Brunsbüttel zu installieren, auch wieder auf Eis gelegt. Schließlich leitet er auch noch seines kleinen Gospelchor.

Eckernförde. Der Eckernförder Musikerstammtisch, im Mai 2000 nicht nur von Folk-Musikern und -Musikerinnen gegründet, blickt auf seine erste erfolgreiche Saison zurück. Er trifft sich jeden 1. Donnerstag im Monat entweder in der 'Siegfried Werft', Holzbrücke 1, oder im 'Knarrpanti', Fischerstr. 6. (Genaue Information aus der Terminübersicht oder durch Nachfrage bei Sigi Siemsen, s. u.)

Zwischen Oktober 2000 und Mai 2001 wurden in der stimmungsvollen Atmosphäre der 'Siegfried Werft' sechs 'hafenmusic'-Konzerte mit diversen Bands und Spontan-Combos aus der Region veranstaltet. Das Lokal bietet neben den Bands, die alle auf Eintritt spielen, Platz für ca. 100 Gäste.

Das Programm der 2. Saison steht bereits:
5.10. Große Lostret-Party
9.11. James-Taylor-Nacht
7.12. Blind Man's Buff
11.1. Club Jobim (Samba & Bossa Nova)
08.2. Ulla Witt Trio
08.3. Suhrbrook Family u. a. mit großer         Jam Session zum Abschluß.

Vom 21. - 23. September plant der Musikerstammtisch ein MusikerInnen-Wochenende im Tagungshaus 'Suhrbrook' in Osterby. Eingeschlossen sind Übernachtungsmöglichkeit, Verpflegung und jede Menge Musik. Weitere Info bei Sigi Siemsen, Tel. 04321 / 8 71 44, Fax 8 66 55.

HAVETOFTLOIT. Am 19. April um 14:38 Uhr kam in Eckernförde ein kleiner Grünschnabel zur Welt - schon der dritte: Änna-Gwen Friederike (Hutgrösse: 34, Gesamtlänge: 50 cm, Gewicht: 3280 g, Stimmlage: höchster Sopran) vervollständigt nunmehr mit Karin, Burghardt, Lina-Marieke und Lis-Muriel die Familie Wegner. Alles Gute!

Lübeck. KäuferInnen für Restbestände seiner Folk-Plattensammlung sucht Alex Erskine. Die Liste kann bei Alex Erskine, Tel. 0451 / 30 52 45, angefordert werden.

Lübeck. Die Gruppe Blinkfüer aus Lübeck, Schwarzenbek und Geesthacht sucht eine Sängerin oder eine folkbegeisterte Instrumentalistin (z. B. Akkordeon, Mandoline, Geige, Flöte), die auch gerne singt. Folk aus Irland, England und Schottland, deutsche und plattdeutsche Lieder stehen auf unserem Programm. Kontakt: Margrit Oswald, Tel. 0451 / 707 24 35, oder Claus-R. Ullrich, Tel. 04152 / 7 71 07.

Wir sind ein Folk-Jazz-Quartett, das seit mittlerweile drei Jahren gemeinsam singt, isst und trinkt. Unser Name bezieht sich dennoch mehr auf unsere Vorliebe für musikalische Köstlichkeiten. Wir sind drei erfahrene, wilde Sängerinnen aus den Bereichen Folk, Jazz und Pop. Zusammen mit unserem fantastischen «Sideman» haben wir 8 (?!) Kinder und 2 Hunde. Das Außergewöhnlichste – neben Volkers multiinstrumentellen Fähigkeiten – ist unser Gesangssound: dunkel, voluminös, ein wenig mystisch, zu Herzen und unter die Haut gehend, erdig, facettenreich, übersprudelnd bis quietschig … und dann wieder warm, harmonisch, intensiv und wunderschön dunkel… Ein Konzert mit den MOLLIES verspricht ein buntes, temperamentvolles Vergnügen mit melancholischen Ausflügen.

Die BAND

• Inge-Sophie Lorenzen (vorn)- Sopran, Folk-Sirene, Tochter des legendären Caruso von Nordfriesland. Erste Gitarre mit 24, Lehrer: Peter Bursch. Seit ca. 20 Jahren zwingt sie die Folk-Szene in die Knie - u.a. mit Plattfisch und Lorbaß.


• Michaela Homann-Speck (Mitte hinten)- Mezzosopran, die Ella Schleswig-Holsteins, Vorbild aller Mütter, leiht seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr diversen regionalen Jazzbands ihre Stimme (u.a.: Old Harry's Swing & Jazzband, Waterside Jazzband, Revival Kids).


• Simone Reifegerste (rechts) - Alt, Neukölln-Janis und Pippi Langstrumpf, singende Heilpraktikerin, in Berlin geboren, unerschrocken dageblieben, erste Band mit 16 … Zehn Jahre lang Leadsängerin der Berliner Kammer-Pop-Formation Be Mine Or Run, die 1997 für ihre fünfte CD den Preis der deutschen Schallplattenkritik bekam. Andere musikalische Arbeitsgebiete: Out Of Tune!, Almost Heaven und die Daliah's Lavis. Seit 1994 Gesangsdozentin im In- und Ausland.


• Volker Linde (links) - Gitarre, Bass, Mandoline, Akkordeon, Gesang … grandioser, vielsaitiger Familienvater, charmanter Entertainer und Diplomphysiker, seit vielen Jahren in die Seele Schleswig-Holsteins eingebrannt. Erfahrener Orchestermusiker, unverzichtbar in diversen Theater- und Musicalproduktionen sowie als Bassist für Olivia Molina. Auch die Urgesteine des norddeutschen Folks, Schmelztiegel, seit 1974 unauslöschliche Bestandteile der nationalen Musikszene, haben ihn sich gesichert. Viermal war er Schleswig-Holstein-Jazz-Preisträger … und jedesmal ERSTER !

Thomas Heinrich Schmöckel, seit kurzem Mitglied der LAG Folk Schleswig-Holstein, beherrscht mit dem Obertongesang eine Technik, mit der er in der Lage ist, zwei Töne zur gleichen Zeit mit seiner Stimme zu produzieren. Hierbei entstehen die Obertöne, die sich in etwa mit hohen Flötentönen vergleichen lassen. Dies ist schon für sich ein einmaliges Hörerlebnis.

Werke wie Raum, Innenraum, Singing Bells und Rufen und Sehnen (dieses mit Schwirrbogen) geben die Vielfalt des Obertongesanges wieder. Drei große Gongs, auch sehr obertonreiche Instrumente, setzen weitere Akzente in dem überwiegend meditativen Rahmen seiner Konzerte. Ein weiteres Obertonstück wird begleitet durch eine Shruti-Box.

Im Rahmen seiner Sommertournee (vgl. 'Termine') stellt Schmöckel in Schleswig-Holstein sein Programm "Räume-Innenräume" aus der gleichnamigen CD vor.

Thomas Heinrich Schmöckel, Jahrgang 1962, ist es ein herzliches Anliegen, eine Kultur für den Obertongesang zu schaffen, das obertonreiche Musizieren zu verbreiten und dessen Wirkung bekannt und nutzbar zu machen. Er arbeitet als Seminarleiter, Dozent, Musiker und Künstler. Vor zwölf Jahren hat er Obertöne kennen gelernt und war neun Jahre lang Mitglied im international bekannten Obertonchor Düsseldorf, einschließlich der Mitwirkung an sechs CD-Produktionen. Im Laufe der letzten Jahre entwickelte er eine Methode, Personen mit Obertönen zu besingen.

Seit 1998 ist die Arbeit mit Gongs, auch in der Natur, hinzugekommen. Er gibt Konzerte und Seminare im In- und Ausland. 1999 erschien seine erste Solo-CD "Räume – Innenräume". Im Herbst 2000 gründete er einen Obertonchor in Flensburg.

Nähere Informationen bei HYNRICKS-Konzerte, Tel. 0461 / 480 84 97, oder demnächst unter http://www.tschmoeckel.de.

Auch nach dem dritten Konzert in der Reihe "Folk im Museum" steht fest: In keinem soliden Folkie-Terminkalender darf unter dem Freitag oder Sonnabend der ersten Aprilwoche die Eintragung "Museum für Volkskunde, Schleswig, Hesterberg, 20.00 Uhr" fehlen. Stimmten vor zwei Jahren Strandgut und Schmelztiegel gehörig ein, gefolgt im neuen Jahrtausend vom launig-lyrischen Irish Folk und wahrhaft angelitischem Lifestyle der Gruppen Black Bush und Lorbass, ging es diesmal am 6. 4. dänisch-schottisch ab.

Zu danken war dieser Abend Drones & Bellows aus Dänemark und Brian McNeill aus Schottland, "da, wo es so flach ist wie Dithmarschen". Noch kurz vor Mitternacht stand das Publikum in der ausverkauften Volkskunde-Halle rhythmisch klatschend mit gerade noch gezügelten tanzwütigen Gliedern vor den dichten Stuhlreihen. Keine Spur von Musentempel-Befangenheit. Nicht die geringste. Das Museum ist der wahrhafte Ort für die Folk-Szene. Das Lächeln sei nicht verboten, erklärte Brian McNeill zu Beginn des Konzerts, und die Schleswiger zeigten dem Barden, welche Leidenschaft in ihnen steckt.

Man hätte noch weitermachen können - natürlich, wäre da nicht Brians Geburtstag gewesen. Was hat er nicht alles vorher gezeigt mit der Geige, Gitarre, all diesen anderen Instrumenten wie Mandoline, Concertina, Mundharmonika und, und, und - und nun dies am Schluss: eine Flasche Whisky vom Volkskunde-Museum zum Geburtstag. Da drängte es ihn in die Backstage-Räumlichkeiten.

Eine weitere Gratulation, ein weiteres Geschenk - ob in der flaschenlangen Verpackung wirklich nur "Grüner Tee" war? - gab es von seinen musikalischen Partnern Drones & Bellows. Dass beide schon lange folkmäßig kooperieren, hat dieser Abend oder besser diese Nacht eindrucksvoll gezeigt. Ihr gemeinsames Repertoire ist so groß und eingespielt, dass sie es sich leisten können, auch situativ, nur "aus dem Bauch heraus", zu improvisieren und zu arrangieren. So gut und so originell, dass es wohl auch für ein ganzes Konzert gereicht hätte. Sie teilten es sich aber zunächst ordentlich auf.

Drones & Bellows bestritten das erste Drittel. Frech die Folk-Version des Bach-Chorals "Jesu, meine Freude" und die gelungene Folk-Metamorphose einer Beethoven-Phrase. Von der Leichtigkeit des Seins - die folkige Verarbeitung eines geklauten Gruppen-Buses - oder von seiner unfreiwilligen Komik: Wohin fährt am Ende ein "backwards" in den Zug nach Westerland manövriertes Gefährt? Zu verzwickt für einen Schädel aus dem Wikinger-Land. Vieles zum Mitsingen, Mitklatschen, Mitstampfen.

Es bedurfte dann keines folkigen Warming-ups mehr, um auf Brian McNeill einzustimmen. Von dem hörten wir Geschichten, Anekdoten noch und noch, aus einem Schottland, das so aussieht wie Dithmarschen - von einem Fischreiher "beim Frühstück" zum Beispiel, beobachtet aus einem eiskalten Auto, das den Geist aufgegeben hat. Dann aber auch Sozialromantisches aus dem Münsterland: Wer kennt beispielsweise Frau Lakenbrink, dieses bierwuchtende Kaliber, zwei Meter in jeder Richtung, aus der nächsten Gastwirtschaft, in die sich ein verarmter schottischer Straßenmusiker "nach Dienstschluss" ganz einfach verlieben muss. Oder etwa nicht? Auch ein Exkurs über den Großen Teich durfte nicht fehlen. Da hören wir von einem 93jährigen Auswanderer-Onkel aus dem Altenheim, dem gegen jeden ärztlichen Rat der Whisky das einzig wahre Lebenselixier ist - wenn nicht anders möglich, füllt er es ganz einfach in seine Wärmflasche ab.

Richtig eingeheizt wurde dann noch einmal im dritten, gemeinsamen Teil der Veranstaltung. Absolut fetzig die schrille Blues-Nummer mit Filzhüten und Sonnenbrillen. Brian McNeill Rücken an Rücken mit Thomas Wieder von den Drones & Bellows, biegsam und lässig wie ein Junge aus der Bronx Mundharmonika spielend - unnachahmlich.

Man kann den Veranstaltern zu diesen Interpreten nur gratulieren. - Also vormerken im Kalender!

Vor nicht einmal einem Jahr entstand die Idee. Jetzt haben die 20 Jugendlichen um die Musikerin Britta Pirr schon ihre ersten Fans - darunter Ministerpräsidentin Heide Simonis höchstselbst. Nach der "öffentlichen Probe" von Tønträger im Rahmen des SPD-Landesparteitages im Februar in Lübeck sprang die Politikerin begeistert auf die Bühne und wünschte sich ein finnisches Gesangsstück als Zugabe.

Das eigentliche Rüstzeug erfuhren die jungen MusikerInnen erst im April bei der Werkstattwoche auf dem Jugendhof Scheersberg. Wie die Schleswiger Nachrichten in einem dreispaltigen Artikel berichteten waren dort beim Abschlußkonzert auch Vertreter des Bildungsministeriums zugegen. Für den bei einem Autounfall verletzten Martin Rzeszut sprangen kurzfristig die Schmelztiegel-Harmoniker und Rhythmiker Markus Zell und Reinhard Spielvogel als Referenten ein, denen die Folk-Verjüngungs-Kur in einer herzlichen, kreativen Atmosphäre wohl auch gut getan haben soll.

Erstaunlich ist die Bandbreite des Instrumentariums von Geigen, Akkordeon, Klarinette, Trompete, Querflöte, Gitarren, Harmonium, Cello, Gesang, Schlagzeug und E-Bass, mit denen die selbsternannten Tønträger ebensolches auf wilde und gefühlvolle Weise tun. Trotz des Interesses der höchsten Ebenen ist die finanzielle Absicherung, was z. B. Fahrtkosten zu den Proben und die Arbeit von Britta Pirr betrifft, noch nicht gewährleistet. Die Teilnahme der Band am Scheersberg-Treffen wurde mit Mitteln von der LAG Jugendmusik gesichert. Ansonsten wird einiges selbst eingespielt: Nach dem Scheersberg-Wochenende geht es zum Mittsommerfest nach Bremen. Weitere Anfragen gibt es vom Nord-Kolleg in Rendsburg und von der Staatskanzlei für einen Empfang im Kieler Schloss.

Flensburg. Folk wird immer beliebter. Selbst die Polizei möchte darauf nicht verzichten. Zum 'Tag der Landespolizei' am 30. September, einer Großveranstaltung mit vielfältigen Aktivitäten, zu der 40.000 Menschen erwartet werden, sucht sie noch Künstlerinnen und Künstler, die Straßenmusik machen, und hat auch bei der LAG Folk angefragt. Wer Lust und Zeit hat, unter dem Arm des Gesetzes auf der Straße zu spielen, wende sich zur Information über die Konditionen an Uli Damitz, Polizei Flensburg, Tel. 0461 / 484 42 67, Fax 484 42 96, mobil 0175 - 648 29 78, eMail dertag.damitz@t-online.de.

Berlin. PROFOLK hat auf der WOMEX 2001 vom 25. - 28. Oktober in Rotterdam einen eigenen Stand. Für Mitglieder gibt es die Möglichkeit des ermäßigten Eintritts, allerdings ohne eigenen Stand. Näheres bei PROFOLK, Tel. 030 / 2472-2145, eMail kontor@profolk.de, zur WOMEX unter http://www.womex.com.

Auch der 10. Deutsche Folk-Förderpreis ist vorentschieden. In Rudolstadt werden Liedermacher Ecco Meineke, das Duo Iki Dünya (Sophie Schulze & Paddy Maindok) und der Geiger und Liedermacher Toni Geiling um den ersten Platz musizieren.

Nachwuchspreise gingen an Matthias und Florian Branschke (Querflöte, Gitarre, Dudelsack), Graziella Azad und Stefanie Saß (für ihre Arbeit an dem Projekt 'Das Pferd in den Liedern der irischen Travellers') und Stefan Blöchl (Bandonion).
Informationen unter http://www.folkpreis.de.

Lübeck. Monty Python als Chef-Dramaturg: Das Schleswig-Holstein Musik Festival gibt sich in diesem Jahr weiß-blau (nicht, was jetzt alle denken - sondern Finnland). Und das nicht nur klassisch, sondern sehr folk- und weltmusikalisch. 20./21.7. Neumünster: Soitimella (nachmittags, morgens) und finnische Nacht in der Holstenhalle.

22.7. Finnland-Tag auf dem Markt in Lübeck mit JPP, Angelit, M.A. Numinnen, Chören, Volkstanz und Tango.
29.7., 17.00 Freilicht-Museum Molfsee: Liisa Matveinen & Tellu Virkkala.
NordLaut-Festival, Hamburg, Kampnagel: 23.7. Toimii-ensemble, 24.7. M.A. Numminen, 25.7. Värttinä, 26.7. Mieskuoro Huutajat, Jimi Tenor, 27.7. "Finnish Finish" mit Kimmo Pohjonen, Mieskuoro Huutajat.

Flensburg. Auch in diesem Jahr gibt es wieder "Flensburger Hofkultur". Vom 20. Juli bis 18. August wird in den malerischen Hinterhöfen der Stadt heftig musiziert. Von Salsa-Crossing über Latino, Klezmer, unorthodoxe Blasmusik, Klanginstallationen, Kabarett, Jazz und polyphone Gesänge aus Madagaskar bis zu einem eigenen Kinderprogramm ist für jeden Geschmack etwas dabei. Für Folkies interessant sein dürften insbesondere Aquabella (28.7.), Tiharea aus Madagaskar (2.8.), Di Grine Kuzine (3.8.), und Caminho aus Brasilien (11.8.). Das Programm gibt es unter Tel. 0461 / 85 21 94 oder unter http://www.flensburger.hofkultur.de.

Rendsburg / Gnutz. Auch das Landestanztreffen der LAG Tanz Schleswig-Holstein am 24. Juni in Gnutz ist leider der Verspätung der Folk News zum Opfer gefallen. Wir hoffen, es war ein rauschendes Fest!

Lübeck. ULC aus Dänemark, Liisa Matveinen & Tellu Virkkala aus Finnland und Groupa aus Schweden und Norwegen waren im Februar/März auf Tournee in Schleswig-Holstein. Wer sie verpasst hat oder mehr hören möchte, kann auf die neue Scandinavian Edition des Bremer Laika-Labels zurückgreifen, wo die aktuellen CDs erschienen sind. Und das mit Erfolg: die CD "Spring" des ULC-Quintetts wurde gleich im April mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik auf der Vierteljahresliste 2001/2 ausgezeichnet.

Außerdem vertreiben Peter Cronenberg und Ulli Bögershausen - neben den Werken von Ulli Bögershausen - Tonträger vom Belfast Harp Orchestra, Deborah Henson-Conant, Elena Ledda, Groupa, Pili Pili, Doña Rosa, Panterinya und anderen - ein echtes Weltmusik-Programm. Lieferung binnen 48 Stunden und 14 Tage Umtauschrecht sind inbegriffen. Katalog bei Postfach 10 38 02, 28038 Bremen, Tel. 0421 / 32 38 11, Fax 337 81 63, eMail laika@is-bremen.de. Oder übers Internet unter http://www.laika-records.com.

Kiel. Auch 2001 ruft der Schleswig-Holsteinische Heimatbund wieder einen Plattdeutschen Tag aus. Die Auftaktveranstaltung findet am 21. September in der Integrierten Gesamtschule Faldera in Neumünster statt. "Alle plattdeutschen Veranstaltungen, die Sie im September durchführen wollen, sollten mit diesem Tag in Verbindung gebracht werden und aufzeigen, welche Aktivitäten und welche kulturellen Möglichkeiten das Niederdeutsche bietet. [...] Die Geschäftsstelle des SHHB möchte alle Aktivitäten sammeln und der Presse eine Übersicht zur Verfügung stellen." Die Adresse: SHHB-Landesgeschäftsstelle, Hamburger Landstr. 101, 24113 Molfsee, Tel. 0431 / 98384-0, Fax 98384-23, eMail shhb.lv@t-online.de.

Schweinfurt. Für das 1. Splisteser Honky Tonk Kneipenfestival werden noch Bands gesucht. Wer die Gitarre länger als vier Stunden halten (fünf Sets à 45 Minuten), eigene oder gecoverte Songs zum Besten geben kann und Spaß an Live-Musik hat sowie eine Anlage sein eigen nennt, soll sich mit Demo-Tape oder CD, Foto und Kurzinfo bei folgender Adresse bewerben: Blues Agency, Gert Weichsel, PF 1127, 97401 Schweinfurt.

Glasgow (GB). Wer Brian McNeill noch live erleben möchte, muss sich beeilen: Ab November 2001 ergreift Schottlands Ausnahmetalent einen 'bürgerlichen' Beruf: Die Royal Scottish Academy of Music and Drama (RSAMD) hat ihn zum Leiter der Abteilung für schottische Musik berufen. Die Akademie verbindet damit die Aussicht - so die Leiterin der Sparte Musik - dass Brian mit seiner internationalen Erfahrung und Berühmtheit den Unterricht in schottischer Musik auf ein Weltniveau heben wird. Trotzdem ist die Warnung oben nicht ganz berechtigt: Zumindest in den Semesterferien hofft er, weiterhin auf Tournee gehen zu können.

Kremsmünster (A). Auf das 13. BordunMusik-Fest weist das Comité Adalbert Stifter hin. Neben interessanten Konzerten bietet das Fest zahlreiche Spielkurse (neudeutsch auch: Workshops) zu Borduninstrumenten, Percussion, Violine, Tanz und Jodeln gibt es auch eine Instrumentenausstellung. Leihinstrumente werden auf Nachfrage gestellt. Wer Näheres wissen möchte, kann das Faltblatt anfordern bei Klara Schiffermüller, Römergasse 70/13, A-1160 Wien, Tel. (0043) 14 86 10 38, eMail klaras@y-line.at.